Fahrt nach Jumilla im November 2019

von Nico und Franzi


Kurz entschlossen und spontan stiegen wir am Abend des 31. Oktobers in Janas Opel KALLI, den wir mit Ausnahme von kurzen Pinkel- und Fahrerwechselpausen für die nächsten ca. 2.100 km und 20 h nicht wieder verlassen sollten. Nach der Ankunft im spanischen Jumilla bezogen wir zunächst unsere „Cueva“, statteten uns bei dem Supermarkt unseres Vertrauens (ALDI!) mit etwas Proviant aus, bekamen eine kleine Einweisung bzgl. den dos und dont's im Tierheim und machten uns dann direkt auf zu unserem heiß ersehnten Zielort: dem Tierheim von Cuatro Patas.

Der Grund für den Entschluss, uns auf die Reise nach Spanien zu begeben, bestand primär in unserer großen Hundeliebe. Wir träumten immer schon davon, Hunden helfen zu können und waren gleichzeitig neugierig darauf, was uns im spanischen Tierschutz erwartete. Dennoch paarte sich zu der mit jedem gefahrenen Kilometer gestiegenen Vorfreude auch ein wenig Angst. Denn zum Einen war klar, dass uns die spanischen Verhältnisse eventuell schockieren könnten und zum Anderen befürchteten wir, uns unsterblich in eine der Fellnasen zu verlieben, diese dann aber nicht mit nach Hause nehmen zu können.

Als wir ankamen, war die Freude und das Gebell groß. So viele Hunde, die sehnsüchtig darauf warteten, auch nur ein klitzekleines bisschen unserer Aufmerksamkeit zu erhaschen. So viele Hunde, einer schöner, größer, lauter, verschmuster, ängstlicher oder neugieriger als der andere.

Wir begannen damit, uns in den großen Auslauf zu begeben, in den nach und nach die Hunde kamen, deren Zwinger gerade gereinigt wurde. Neben Leckerlies verteilen und Streicheleinheiten vergeben, bestand unsere Aufgabe darin, die Hunde und deren Verhalten zu beobachten und Fotos für die verschiedenen Social Media-Kanäle und die Homepage zu knipsen, um so die Vermittlung der Vierbeiner vorantreiben zu können. Anfangs war es gar nicht so leicht, den Überblick über die vielen Hunde zu behalten, aber nach den ersten Tagen saßen die meisten Namen mehr oder weniger problemlos, sodass wir zumindest etwas mitreden konnten und langsam auch das Gefühl bekamen, tatsächlich eine Hilfe zu sein.

Neben den Fotosessions im Auslauf holten wir auch gezielt Hunde aus ihren Zwingern, die draußen außerhalb des Tierheims etwas Bewegung an der Leine bekommen, fotografiert und eingeschätzt werden sollten. Um den normalen Tierheimalltag nicht all zu sehr zu stören, nutzten wir oftmals die Siesta, um uns um bestimmte Hunde kümmern zu können, wie z. B. Krallen zu schneiden, oder aber uns zu unseren bereits gewordenen Lieblingshunden zu setzen, mit ihnen zu spielen, spazieren zu gehen, sie zu bürsten oder zu kuscheln. Schnell realisierten wir auch, dass etwaige Tagesplanungen meist nicht eingehalten werden konnten - mal ein Tierarztbesuch außer der Reihe, mal der vergebliche Versuch, einen gesichteten Hund einzufangen.

Am ersten Abend bekamen wir auch bereits den typischen Alltag vor Ort mit, als zwei angeblich gefundene Hunde abgegeben werden sollten. In Spanien wird bei der Abgabe eines Tieres im Tierheim keine Schutzgebühr verlangt, sodass ehemalige Haustiere ganz einfach loszuwerden sind, indem man sie schlicht im Tierheim ablädt.

Neben der Arbeit im Tierheim - die sich mehr wie „living the dream“ als wirkliche Arbeit anfühlte – kam auch der Spaß nicht zu kurz. Abends saßen wir nach der wohlverdienten Dusche gemütlich bei dem ein oder anderen Bier zusammen und ließen den Tag Revue passieren. Einen Abend verbrachten wir zusammen mit den Spaniern, leckerer Pizza und Kickern in der Kneipe. Die Autofahrten nutzten wir zur musikalischen und stimmlichen Weiterbildung, ließen uns von Sonja die Welt der Physik erklären (Stichwort: Neutrino) oder von Jana die verwinkelten (Einbahn-)Straßen der Stadt zeigen und über allgemeine Jumilla- oder interessante Hundefacts aufklären.

Nachdem sich unser letzter Tag dem Ende zuneigte, verabschiedeten wir uns von unseren liebgewonnenen Hunden und ließen zu Ronan Keatings „If Tomorrow Never Comes“ die ein oder andere Träne kullern, ehe wir den Rückweg nach Deutschland antraten.

Rückblickend lässt sich unser Trip nach Jumilla als erlebnisreich, spannend und emotionsgeladen beschreiben. Wir konnten innerhalb der kurzen Zeit tolle Erfahrungen sammeln, haben einiges über Hunde, Menschen und uns selbst lernen dürfen und würden jederzeit wieder zurückfahren. Und ja, selbstverständlich war die Sorge begründet: wir beide haben unser Herz in Jumilla an nicht nur einen Hund verloren.